Angeldruck beim Karpfenangeln: Das Futter machts

Es herrscht der Kampf um die besten Plätze und gefühlt schwimmen kaum noch Fische im Wasser. Vielerorts gibt es Gewässer, an welchen der Angeldruck so hoch ist, dass unser herkömmliches Futter nicht mehr die gewünschte Wirkung erzielt. Wie wir unser Futter auf diese Situation gut anpassen können und somit die Chancen auf den erhofften Fang steigern, erfährst du in den folgenden Zeilen.

Im Zentrum der Strategie stehen nach wie vor bekannte Futtermittel, welche wir nun aber nicht einfach so ins Wasser kippen, sondern mit einfachen Mitteln verfeinern und optimieren wollen.

Boillies, kombiniert mit Liquid und Baitpowder

Boilies sind in ihrer Normalform als Futter und Köder nicht mehr weg zu denken, jedoch werden frisch ausgelegte Boilies teilweise  gemieden und erst nach längerer Zeit von den Karpfen aufgenommen, wenn die Weißfische überhaupt noch etwas von unserem Futter übrig gelassen haben und nicht schon ein Brassen am Haken hängt. Um die Karpfen trotz ihrer Scheu schnell in Fresslaune zu bekommen, können Liquids und Baitpowder hilfreich sein. Dafür werden die Boilies zuerst mit Liquid und folglich mit Baitpowder versehen. Je nach Konzentration der Additive ergeben sich verschiedene Ergebnisse. Benetzt man die Boilies nur ein wenig mit Liquid und gibt danach einen kräftigen Schuss Baitpowder hinzu, werden die Boilies von einer Pulverschicht ummantelt. Diese arbeitet unter Wasser sehr stark und wirkt sehr interessant auf die Fische. Viel Liquid führt zu kleinen teigartigen Klümpchen, welche wie kleine Leckerlies auf den Boilies kleben. Diese geben einen starken Duft ab, sättigen die Fische jedoch nicht.

Tipp:
Anstatt Liquid und Baitpowder können auch preisgünstigere Flüssigkeiten und Pulver, wie zum Beispiel Kaffeesahne und Milchpulver verwendet werden. Dabei muss auf deren Konsistenz und das gewünschte Ergebnis geachtet werden.

Boilieteig

Boilieteig

Es muss nicht immer der klassische Boilie sein, die „ungeboilte“ Variante bringt ihre eigenen Vorteile mit sich. Fast jeder Boilie Hersteller bietet derzeit auch Grundmixe an, mit denen wir daheim eigene Kreationen schaffen können. Kochen oder dämpfen wir unseren Mix am Ende nicht, bleibt uns der Teig und dieser ist schnell und einfach hergestellt. Dafür wird der Grundmix je nach Beschreibung mit Wasser oder Eiern vermischt. Nach Bedarf kann die Masse mit Liquid oder anderen Mehlen erweitert werden, wobei darauf zu achten ist, dass der Teig gut knetbar und gut löslich bleibt. Der fertige Teig kann in verschiedenen Formen und Mengen gefüttert werden, jedoch lassen sich immer Bonbons, bestehend aus Boilies, Tigernüssen und Co in die Masse drücken, welche nach und nach von den Karpfen herausgesammelt werden. Natürlich ist auch der Teig an sich eine schmackhafte Angelegenheit, welche die Fische über einen langen Zeitraum am Futterplatz hält.

Tipp:
Boilieteig eignet sich auch zum Ummanteln des Hakenköders. Somit wird dieser zum einen vor Verwicklungen beim Werfen geschützt und zum anderen etwas attraktiver gemacht.

Pellets, verfeinert mit Fischöl

Fischöl Pellets in Futterrakete

Pellets sind schon lange für ihre große Lockwirkung und Fängigkeit bekannt. Ein hoher Nährstoffgehalt und die schnelle Löslichkeit eignen sich perfekt dazu, den Zielfisch gut zu versorgen, aber gleichzeitig nicht übermäßig zu sättigen. Jedoch lassen sich auch diese öligen Vertreter in unserem Futtermittelbestand noch etwas verfeinern, nämlich mit noch mehr Öl. Dafür geben wir einfach einen kräftigen Schluck Fischöl über unsere Pellets. Achtung, der Geruch ist manchmal etwas gewöhnungsbedürftig, aber die Karpfen scheinen den fischigen Duft und Geschmack zu lieben.

Tipp:
Damit sich das Öl nicht in den ersten Sekunden im Wasser von den Pellets herunter wäscht, empfiehlt es sich, die Pellets einige Zeit vor ihrem Einsatz mit dem Fischöl zu versehen, wodurch das Öl besser in die Pellets eindringen kann und sich somit unter Wasser eine längere Lockwirkung ergibt.

Zerkleinerte Tigernüsse

Tigernussschrot

Häufig werden Tigernüsse mit Graskarpfen in Verbindung gebracht. Jedoch ist schon lange bekannt, dass auch Spiegler und Schuppis auf die Erdmandeln stehen. Aufgrund ihrer schlechten Verdaulichkeit kommen Tigernüsse allerdings selten in größeren Mengen zum Einsatz. Oftmals bleiben auf der Abhakmatte grobe Nussstücke zurück, welche vom Karpfen wieder ausgeschieden wurden. Um uns die hohe Lockwirkung trotzdem zu Nutze zu machen, zerkleinern wir die zuvor fertig gekochten und gegorenen Nüsse mit einem Mixer. Somit erhalten wir eine Art vorverdaute Tigernüsse, welche unter Wasser einen stärkeren Reiz setzen, als die ganzen Nüsse. Kombiniert mit der bei gleicher Futtermenge größeren Oberfläche des Futters, ergibt sich ein unwiderstehlicher Futterteppich aus süßer und schleimiger Nussschrot.

Tipp:
Wenn die Füllmenge und die Drehzeit des Mixers variiert werden, ergeben sich verschieden große Nussstücke, welche für mehr Vielfalt und Unauffälligkeit sorgen.

Fazit

Letztendlich müssen wir nur noch die richtige Wahl treffen, welche der vorgestellten Futterbestandteile in der jeweiligen Situation angebracht sind. Gerade mit Additiven können starke Reize gesetzt werden. Soll es etwas unauffälliger sein, sind Teig und zerkleinerte Tigernüsse die richtige Wahl. Im richtigen Moment können auch Kombinationen zum Erfolg führen.

Persönlich verwende ich bei hohem Angeldruck mengenmäßig eher wenig Futter. Demzufolge kommt es häufig vor, dass ich auch wieder etwas Futter mit nach Hause nehme. Sollte der nächste Ansitz etwas entfernt liegen oder anderes Futter ins Spiel kommen, macht es Sinn, dass aufwendig vorbereitete und teils kostenintensive Futter zu konservieren. Am einfachsten ist hierbei das Einfrieren. Somit sind wir auch auf den nächsten Ansitz zwischen all den anderen Futterplätzen vorbereitet.

Thomas Kaiser

Karpfenangler - aber er kann auch anders

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