Autor: Karsten Neumann
5 Tipps zum Karpfenangeln im Winter
Die kalte Jahreszeit ist sicher nicht optimal, um es mal auf Karpfen zu probieren. Doch wer dran bleibt und die richtige Taktik verfolgt, kann früher oder später einen der Goldbarren in die Kamera halten.
In diesem Artikel möchte ich euch bei diesem Projekt helfen und euch die richtige Vorgehensweise näher bringen.
Die 5 Tipps im Überblick
1. Tipp – Die Gewässerwahl
Noch entscheidender als in der warmen Jahreszeit ist es, das richtige Gewässer für sein Vorhaben zu wählen.
Kleine Gewässer im Winter
Ich konzentriere mich hierbei möglichst auf kleinere Gewässer mit guten Fischbeständen. Befische ich sonst eher die Binnenmeere des wilden Ostens, ändert sich mein Vorgehen im Winter völlig.
Tiefe Löcher mit dem Echolot suchen
Die Vorteile der kleineren Gewässer sind vor allem die geringere Fläche. Man braucht einfach nicht so lange, um die Fische zu finden. Für die Suche bietet sich ein Echolot natürlich an. Damit lassen sich schnell Bereiche herausfinden, in denen sich viele Fische aufhalten und mit Sicherheit sind dann auch Karpfen darunter. Hat mein kein Echolot zur Hand oder darf keines benutzen, sucht man sich die interessanten Bereiche mit dem Auge oder der Lotrute. Solche Spots sind natürlich tiefere Löcher aber auch in flacheren Arealen zwischen 2-4m kann man sein Glück versuchen. Besonders interessant sind dabei ufernahe Kanten mit weit überhängenden Bäumen. Sie bieten Schutz von oben und vor kalten Winden. Die Temperatur kann in diesen Bereichen höher sein als im Rest des Gewässers.
Wärmere Bereiche mit dem Thermometer finden
Ein Thermometer an langer Leine hilft natürlich auch bei der Spotsuche. Findet man wärmere Bereiche, so findet man auch die Fische. Da sie wechselwarm sind bevorzugen sie diese Gewässerabschnitte natürlich ungemein.
Ein weiterer Vorteil solcher Gewässer ist der angesprochen gute Fischbestand. Viele Fische bedeutet viel Futterkonkurrenz, viel sozialer Stress und statistisch gesehen, einfach eine höhere Wahrscheinlichkeit einen von ihnen an den Haken zu bekommen.
Schaut doch mal in das Gewässerverzeichnis auf Monsterfisch.de, vielleicht findet ihr ja dort euren Winterpool zum Karpfenangeln. Ansonsten einfach mal beim Fischer fragen oder sich im Verein umhören.
2. Tipp – Die Futterstrategie
Habe ich nun einen oder zwei Spots ausgewählt, starte ich die Futterkampagne. Aber hier ist weniger mehr. Im Herbst noch ordentlich abgekellt, muss man sich nun in Zurückhaltung üben.
Die Fressphasen der Fische sind auf ein Minimum reduziert, was ja auch logisch ist. Der Stoffwechsel ist runtergefahren und die Bewegung auf das nötigste reduziert.
Das richtige Futter
Gute Köder sind Groundmixe mit hoher Löslichkeit und Boilies mit wenig Protein. Ich setze auf hohe Kohlenhydratanteile, aber damit nicht genug.
Vor dem Füttern überbrühe ich die Boilies mit heißem Wasser, was dazu führt, dass die Eiweiße beginnen zu denaturieren. Durch die Hitzeeinwirkung beginnt sozusagen ein künstlicher Verdauungsprozess schon außerhalb des Fisches und er benötigt weniger Energie für die Aufschlüsselung des Futters in seine energetischen Bestandteile.
Letztlich führt das einfach dazu, dass er schneller wieder Hunger bekommt.
Lockstoffe auf Alkoholbasis
Um eine möglichst große Lockwirkung zu erhalten, sind flüssige Lockstoffe auf Alkoholbasis nun die Macht. Alkohol ist wasserlöslich und so kann sich der Attraktor schnell ausbreiten und seine Arbeit machen – Fische anlocken. Fischöle und ähnliches werden, aufgrund ihres hohen Fettanteils, nun nicht die gewünschte Wirkung erzielen.
Optische Hingucker
Auch gilt es optische Highlights zu setzen. Weiße Boilies oder gelber Dosenmais locken nahe Fische zusätzlich an.
Große Flächen von Hand anfüttern
Ich füttere nicht so sehr punktuell, sondern versuche vielmehr einen mittelgroßen Bereich attraktiv zu gestalten. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Fisch so das Futter findet, ist aufgrund der Fläche einfach größer.
Füttert lieber von Hand und nicht mit der Schaufel, so könnt ihr die Baits schön verteilen und es landet nicht alles auf einem Fleck.
Bei den Größen der Murmeln ist natürlich ebenso weniger mehr. Die Fische nehmen nur sehr wenig Futter auf, also müssen wir dafür sorgen, dass sie trotzdem mehrere Boilies anschwimmen, um ihr Verlangen zu befriedigen. Fressen sie von 24mm Murmeln vielleicht nur 5 Stück, müssen sie bei 12mm schon mindestens 10 Stück einsaugen, um die gleiche Nahrungsmenge zu erhalten.
Restbestände? Einfach zerkleinern
Wenn ihr noch Restbestände größerer Baits im Keller habt, zerbrecht sie doch einfach oder crushed sie.
Letztlich sollte es genügen zweimal die Woche zu füttern, außer ihr stellt fest, dass die Fische aktiv sind und euer Futter regelmäßig weg ist. Natürlich nehmen auch andere Fische diese kleine Nahrung zu sich.
3. Tipp – Köder und Rigs
Eigentlich selbstverständlich erscheint der Fakt, dass ihr eure Köder dem Futter anpassen müsst. Um schnell Bisse zu generieren, heißt es Aufmerksamkeit unter Wasser zu erregen. Am besten schafft ihr das mit kleinen auffälligen Ködern, wie z.B. mit neonfarbenen Pop Up´s – pink, weiß oder gelb sind hier eigentlich immer eine Bank. Aber auch eine kleine Maiskette aus geflavourten Fakemaiskörnern kann einen Fischgarant darstellen. Nicht zu verachten sind natürlich die guten alten Lebendköder Wurm und Maden. Immer einen Versuch wert.
Kurze Rigs
Die Präsentation an einem kurzen Rig, in einer Verbindung mit einem schweren Blei halte ich für sehr sinnvoll.
Spielen wir das kurz einmal durch:
Die Fische haben durch unser regelmäßiges Füttern den Platz angenommen und finden sich regelmäßig auf ihm ein. Durch die niedrigen Temperaturen sind sie aber sehr lethargisch und bewegen sich sehr langsam. Schwimmt ein Fisch einen Köder nun an und saugt ihn ein, bewegt er sich zwischen dem Einsaugen und Ausblasen wahrscheinlich kaum von der Stelle. Sein Kopf wird sich nicht groß bewegen. Also ist nicht davon auszugehen, dass der Haken durch eine Kopfbewegung greift, wenn der Fisch z.B. schon den nächsten Köder anschwimmt während er noch ausbläßt. Verwendet man ein eben beschriebenes Rig, reichen minimale Bewegungen aus, um den Haken zu setzen. Das schwere Blei sorgt dafür, dass der Haken schnell greift und sich sicher in die Unterlippe zieht. Allerdings sollten wir bei unserer Montage sicherstellen, dass der Fisch dieses schwere Blei verlieren kann, um ein Ausschlitzen zu verhindern. Gewichte von über 200g sind hier empfehlenswert. Um eine hohe Beweglichkeit zu gewährleisten, bieten sich Rigs, wie das 360° oder ein Bottom-Bait-Rig an.
Ein kleiner Futterbeutel aus PVA, gefüllt mit attraktiven Stickmix, ist dann völlig ausreichend. Wir wollen ja nicht, dass die Fische sich am Beifutter sattfressen und dann wieder verschwinden.
4. Tipp – Beißphase herausfinden
Wie schon erwähnt, begrenzen sich Aktionszeiträume der Rüssler nur auf wenige Momente im Tagesverlauf. Es gibt ganz sicher auch genügend Tage, an denen sie sich gar nicht bewegen und Futter zu sich nehmen. Um nicht sinnlos Zeit in der Kälte zu verbringen, versuche ich die Beißphasen so genau wie möglich zu lokalisieren.
Dafür ist es allerdings von Nöten mindestens einmal 24h, besser 48h am Wasser zu verbringen. Ich wähle hierbei Tage, die von den äußeren Bedingungen einen optimalen Eindruck vermitteln. Doch was bedeutet das genau?
- Es sollte ein Tag sein, an dem im Vorfeld im besten Fall mehrere Tage konstanter Luftdruck geherrscht hat.
Optimaler Weise mit Werten zwischen 1010-1020 hPa. - Es sollte außerdem zu keinen großen Temperaturschwankungen gekommen sein und im besten Fall gab es keinen Frost in den letzten Tagen.
Wenn dann alles gepasst hat, landet der eine oder andere Fisch im Kescher und ihr bekommt eine Idee davon, wann die Fische aktiv sind. Häufig ist das auch mitten am Tage. Die Temperaturen sowie die Lichteinstrahlung sind tagsüber einfach höher und aktivieren die Fische häufig mehr, als in der Nacht.
Nun hat sich der Aufwand doch richtig gelohnt! Vor allem könnt ihr nun in abgesteckten Zeitfenstern ans Wasser fahren und müsst euch nicht die kalten Nächte am Teich um die Ohren schlagen. Im besten Fall verbringt ihr vielleicht 2h am Wasser und fangt eure Fische. Hat man den Code erst einmal geknackt, kann Karpfenangeln im Winter scheinbar ganz leicht sein.
5. Tipp – Unauffälligkeit
Durch die eingeschränkte Aktivität der Fische auf dem Futterplatz haben sie natürlich auch mehr Zeit das Geschehen unter die Lupe zu nehmen.
- Kleine Haken,
- getarnte Bleifarben,
- beschwerte Leader, die sich gut auf dem Boden ablegen und
- durchhängende Schnüre
können Erfolg und Misserfolg sehr nah beieinander liegen lassen. Slackline statt abspannen, ihr werdet sehen.
Auch herrscht an den meisten Gewässern im Winter häufig Ruhe. Also vermeidet es eben diese zu stören. Laute Musik und wildes auf und ab Laufen überträgt sich auf das Wasser und wird gerade bei ufernaher Angelei die Fische vertreiben.
Ich hoffe ihr konntet den ein oder anderen wissenswerten Tipp durch diesen Bericht mitnehmen, der euch bei eurem Unterfangen Schnee-Karpfen zum Erfolg verhilft. Sollte dies der Fall sein, lasst uns doch gern ein Bild von eurem Fang zukommen.
Möchtet ihr noch mehr über das Angeln auf Karpfen erfahren? Schaut gerne auch mal auf meinem Youtube Channel – Taste of Nature vorbei oder folgt mir auf den sozialen Netzwerken. Die Links dazu findet ihr im Anschluss.
Ich wünsche euch stramme Schnüre und bis zum nächsten Mal
Euer Karsten