Sprungschichten sind ein viel diskutiertes Phänomen unter Anglern. Was ist eine Sprungschicht? Wo kommen sie vor? Welche Auswirkungen haben sie auf die Fische? Was bringt einem das Wissen über dieses Phänomen beim Angeln? Diese Fragen werden in diesem Beitrag beantwortet.

Was ist eine Sprungschicht?

Die Sprungschicht, auch als Metalimnion bezeichnet, bildet in den Sommermonaten in stehenden Gewässern eine natürliche Barriere zwischen zwei Wasserschichten. Dem warmen und sauerstoffreichen Oberflächenwasser, auch als Epilimnion bezeichnet und dem sauerstoffarmen, kalten Tiefenwasser, dem Hypolimnion.

Wie verhalten sich Fische bei diesem Phänomen?

Um die Antwort darauf zu finden, muss man sich vor Augen führen, dass Fische wechselwarme Lebewesen sind. Je wärmer das Wasser wird, desto aktiver werden die Fische. Eine erhöhte Aktivität bedeutet aber gleichzeitig auch einen erhöhten Sauerstoffverbrauch. Aus diesen Gründen ist es wohl einleuchtend, dass die Mehrzahl der Fische sich im Sommer oberhalb der Sprungschicht aufhalten wird.

Merkt euch: Besonders zum Ende des Sommers, wenn im Hypolimnion anaerobe Bedingungen herrschen können, gibt es kaum noch vernünftige Gründe warum Fische sich unterhalb der Sprungschicht bewegen sollten.

Durch den Dichteunterschied der Wasserschichten ist es dem Angler möglich mit Hilfe eines Echolotes die Grenzen des Epilimnion aufzufinden und somit seine maximale Angeltiefe zu definieren.

Aber auch ohne Echolot ist es möglich die Sprungschicht zu finden. Dazu lässt man ein beschwertes Thermometer an einer Schnur hinab und misst alle 1-2m die Wassertemperatur. Beginnt die Temperatur schlagartig zu sinken, ist dies ein sicheres Zeichen für den Beginn des Metalimnions.

Raubfische und Sprungschichten

Für Raubfischangler ist das Wissen über die Lage der Sprungschicht noch aus einem anderen Grund höchst interessant.

Räuber jagen zum Teil auf Sicht und versuchen so nahe wie möglich an ihre Beute heran zu kommen. Häufig machen sich besonders Hechte die Dichteunterschiede zwischen Epi- und Metalimnion zu Nutze. Sie halten sich in der Sprungschicht auf und nutzen das milchige Wasser als Deckung für ihre Raubzüge. Präsentiert man seinen Köder nun über der Sprungschicht, kann das den einen oder anderen Fangerfolg mehr bedeuten.

Raubfisch in der Sprungschicht auf dem Echolot

Das Wissen über die Sommerstagnation und die Auswirkung der Sprungschicht kann einem also im Sommer sehr weiterhelfen, vor allem wenn es um die Auswahl von interessanten Spots geht, an denen man seine Köder präsentieren möchte. (Siehe auch Artikel Effektive Spotsuche beim Karpfenangeln)

Besonders in tiefen Gewässern reduziert sich die Wassersäule, um manchmal mehr als die Hälfte. Die Qual der Wahl fällt dem Angler damit vielleicht etwas leichter. Liegt ein Hotspot, den man eventuell letzten Herbst noch erfolgreich befischt hat nun unterhalb der Sprungschicht, ist er im Sommer mit hoher Wahrscheinlichkeit weniger erfolgversprechend zum Fang von Karpfen.

In welchen Gewässern bilden sich Sprungschichten?

Grundsätzlich unterliegen alle Gewässer jahreszeitlichen Schwankungen. Zur Ausbildung einer stabilen Sommerstagnation kommt es deswegen aber noch lange nicht überall. Damit sich dieses Phänomen etablieren kann, bedarf es vor allem zwei Bedingungen:

1. Keine Strömung – Fließgewässer sind daher eher nicht betroffen. Aber ebenso flache Seen mit viel Bootsverkehr.   

2. größere Tiefen – Flache Gewässer (<4m) werden häufig vollständig erwärmt und bilden daher keine Schichtung aus.

Wasserschichten im jahreszeitlichen Verlauf

Im Verlaufe des Jahres durchlaufen Gewässer verschiedene Umwälzungs- sowie Stagnationsprozesse. Fangen wir vorne an und beleuchten diese Prozesse einmal im Verlauf des Jahres.

Wasserschichten im jahreszeitlichen Verlauf

Frühjahr

Das Eis ist geschmolzen und der Wasserkörper ist wieder für Winde angreifbar geworden. Im März und April kommt es dadurch zu einer sogenannten Vollzirkulation und die Wassersäule wird einmal komplett durchgemischt. Unterstützt wird dieses Phänomen durch die Dichteanomalie des Wassers. Dieses sagt aus, dass Wasser bei 4°C seine höchste Dichte hat und somit am schwersten ist. Ist im Frühjahr also eine Oberflächentemperatur von 4°C erreicht, sinkt das Oberflächenwasser ab und unterstützt die Vollzirkulation. Dadurch herrschen in allen Tiefen ähnliche Bedingungen in Bezug auf Temperatur und Sauerstoffgehalt. Die Fische können sich nun überall aufhalten und es gilt sie zu finden. Je nach Sonneneinstrahlung und Windverhältnissen kann der bevorzugte Aufenthaltsort sehr flach oder doch noch tiefer im Gewässer sein.

Sommer

Es ist Mai/Juni und die Sonne bekommt immer mehr Kraft. Starke Winde, die das Gewässer umwälzen, kommen in unseren Breiten nur noch sehr selten vor.

Dadurch beginnt sich das Oberflächenwasser immer mehr zu erwärmen. Zunächst nur die oberen Zentimeter, später aber bis zu mehreren Metern. Mit der Temperatur verändern sich auch andere physikalische Eigenschaften, wie z.B. die Dichte. Und so kommt es, dass sich das warme, leichte Oberflächenwasser auf das kältere und schwerere Tiefenwasser legt. Diese Schichtung wird über den Verlauf des Sommers immer stabiler, so dass zwischen beiden Schichten schließlich die Sprungschicht entsteht und ein Austausch von Sauerstoff, als auch Nährstoffen nicht mehr stattfindet.

In der Tiefe ist es also kalt und sauerstoffarm, da es hier keine Pflanzen gibt, die Sauerstoff produzieren könnten. Andererseits sinkt totes Material zum Boden und wird durch Mikroorganismen unter Verbrauch von Sauerstoff zersetzt.

Das Epilimnion hingegen wird von leichten Sommerwinden durchmischt und durch Pflanzen mit Sauerstoff angereichert.

Die Sprungschicht bildet die Übergangsschicht und vereint Aspekte der beiden anderen Schichten in sich. Durch die raschen physikalischen Veränderungen, ist sie meist milchig, trübe und auf einem Echolot darstellbar. Ihre Dicke variiert je nach Gewässer und den beschriebenen Einflussfaktoren.

Dieses jahreszeitliche Phänomen wird als Sommerstagnation bezeichnet.

Die Fische stehen nun hauptsächlich über der Sprungschicht. Raubfische - wie der Hecht - kann man auch innerhalb der Sprungschicht finden.

Herbst

Zum Ende des Sommers nimmt die Wassertemperatur im Epilimnion wieder ab und die Dichte dementsprechend wieder zu. Das Oberflächenwasser gleicht sich dem Hypolimnion wieder immer mehr an. Die Sprungschicht löst sich auf und es kommt erneut zum Austausch beider Schichten. Kommen die Kräfte der Herbststürme hinzu, wird der Wasserkörper wieder komplett durchgemischt. Erneut spricht man von einer Vollzirkulation. Wie im Frühjahr sind die physikalischen Bedingungen in allen Tiefen annährend gleich und die Fische halten sich nun wieder überall auf.

Winter

Mit sinkenden Außentemperaturen nimmt auch die Wassertemperatur ab. Unter 4°C nimmt auch die Dichte des Wassers wieder ab und so schwimmt das leichtere Oberflächenwasser auf dem kälteren Tiefenwasser auf. Wir erinnern uns an die Dichteanomalie. Da ein Gewässer an seiner tiefsten Stelle immer konstant 4°C besitzt, ist das Wasser dort auch am schwersten.
Eis besitzt schließlich die geringste Dichte und schwimmt daher oben.

Mit zunehmenden Temperaturen im zeitigen Frühjahr beginnt der Prozess wieder von vorne.

Fazit

Das Wissen über die Zirkulationsphänomene eines Gewässers scheinen im ersten Moment hoch biologisch und manchmal auch schwer verständlich doch letztlich geben sie uns Anglern wichtige Hinweise darauf, wo wir die Fische zu den verschiedenen Jahreszeiten erwarten können:

1. Frühjahr:  
Effektiv sind Kanten zum flachen Wasser hin. Je nach Temperatur und Sonneneinstrahlung stehen die Fische vor dieser Kante und ziehen sie zu bestimmten Zeiten hinauf ins Flachwasser.

2. Sommer: 
Die Fische halten sich oberhalb der Sprungschicht auf. Einige Räuber nutzen den Dichteunterschied und stehen zur Tarnung in der Sprungschicht.

3. Herbst:
Interessant sind wieder die Kanten zum Flachwasser hin. Die Fische halten sich häufig davor auf und schwimmen den flachen Bereich zum Herbstende hin immer seltener an. Tiefen zwischen zwei und sechs Meter sind nun am interessantesten.

4. Winter:
In stehenden Gewässern sind nun tiefe Löcher interessant, das Wasser hat konstant 4°C und bietet optimale Bedingungen zum Überwintern. (Siehe auch folgende Artikel: Hechtangeln im Winter & Karpfenangeln im Winter)

Karsten Neumann

Taste of Nature, Green-Guiding

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